Quelltext der Seite Hiob 30

== Bibeltext ==
=== Ausgestossen! ===
<sup>1</sup>"Und jetzt? Jetzt lachen sie mich aus - sie, die jünger sind als ich; ihre Väter hätte ich nicht einmal für Wert geachtet, sie zu den Hunden meiner Herde zu stellen! <sup>2</sup>Was sollen mir diese Schwächlinge nützen, die keine Kraft mehr in den Knochen haben? <sup>3</sup>Ausgezehrt von Hunger und Armut nagen sie die Wurzeln in der Wüste ab, draussen im Land der Einsamkeit. <sup>4</sup>Sie pflücken Salzkraut von den Büschen, und Ginsterwurzeln sind ihr Brot. <sup>5</sup>Aus der menschlichen Gemeinschaft wurden sie verjagt, man schreit ihnen nach wie Dieben. <sup>6</sup>In verlassenen Tälern hausen sie, zwischen Felsen und in Erdhöhlen. <sup>7</sup>Im Gestrüpp, da kauern sie und schreien, unter hohen Distelsträuchern drängen sie sich zusammen. <sup>8</sup>Dieses Gesindel, diese Brut, aus dem Lande weggejagt!

<sup>9</sup>Und jetzt? Jetzt machen sie Spottverse, sie zerreissen sich das Maul über mich. <sup>10</sup>Sie verabscheuen mich und gehen mir aus dem Weg; und wenn sie mir doch einmal begegnen, spucken sie mir ins Gesicht! <sup>11</sup>Gott hat meine Lebenskraft zerbrochen und mich gedemütigt, darum kennen sie in meiner Gegenwart keine Rücksicht mehr. <sup>12</sup>Ja, diese Brut greift mich an! Sie versuchen, mich zu Fall zu bringen, sie schütten einen Belagerungswall rings um mich auf. <sup>13</sup>Sie schneiden mir den Weg ab und zerstören mein Leben, niemand hält sie dabei auf. <sup>14</sup>Sie durchbrechen meine Verteidigungsmauer und zertrümmern, was ihnen in die Quere kommt. <sup>15</sup>Furcht und Entsetzen haben mich gepackt und meine Würde wie im Sturm verjagt; meine Sicherheit ist vertrieben wie eine Wolke. <sup>16</sup>Mein Leben verrinnt, das Elend hat mich fest im Griff. <sup>17</sup>Bohrende Schmerzen rauben mir den Schlaf, sie nagen an mir Nacht für Nacht. <sup>18</sup>Mit gewaltiger Kraft hat Gott mich am Gewand gepackt und schnürt mich ein wie ein zu enger Kragen. <sup>19</sup>Er wirft mich in den Schmutz, ich bin zu Staub und Asche geworden. <sup>20</sup>Ich schreie um Hilfe, o Gott, aber du antwortest nicht; ich stehe vor dir, doch du siehst mich nicht an! <sup>21</sup>Du bist mein grausamer Feind geworden, mit aller Kraft greifst du mich an! <sup>22</sup>Du wirbelst mich empor in die Luft, treibst mich vor dem Sturm dahin und zerschmetterst mich dann mit lautem Krachen. <sup>23</sup>Ja, ich weiss: Du willst mich zu den Toten bringen, hinunter in das Haus, wo alle Menschen sich versammeln.

<sup>24</sup>Doch wer unter Trümmern verschüttet wurde, streckt die Hand nach Rettung aus; schreit man nicht im Unglücksfall um Hilfe? <sup>25</sup>Habe ich nicht damals über die geweint, die ein schweres Los zu tragen hatten? Ich hatte Mitleid mit den Armen!

<sup>26</sup>Und so erwartete ich Gutes, doch das Unglück kam! Ich erhoffte das Licht, doch es kam die Dunkelheit. <sup>27</sup>Mein Inneres ist aufgewühlt, ich finde keine Ruhe, die Tage des Elends haben mich eingeholt. <sup>28</sup>Meine Haut ist schwarz geworden, doch nicht von der Sonnenglut. In der Versammlung stehe ich auf und schreie laut um Hilfe. <sup>29</sup>Mein Heulen klingt wie das der Schakale, wie das Schreien der Strausse. <sup>30</sup>Meine Haut ist schwarz geworden und schält sich, das Fieber glüht in meinem Körper. <sup>31</sup>Meine Laute spielt ein Trauerlied, meine Flöte eine Melodie der Klage."

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== Siehe auch ==
* Vorhergehendes Kapitel [[Hiob 29]]
* Nachfolgendes Kapitel [[Hiob 31]]

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