1. Samuel 20: Unterschied zwischen den Versionen

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== Bibeltext ==
== David und Jonatan schwören einander Treue ==
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=== David und Jonatan schwören einander Treue ===
<sup>1</sup>Nun floh [[David]] aus der Siedlung der Propheten in Rama. Heimlich suchte er Jonatan auf und fragte ihn: "Was habe ich nur falsch gemacht? Was habe ich verbrochen gegen deinen Vater? Warum will er mich umbringen?"
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<sup>1</sup>Nun floh [[David]] aus der Siedlung der Propheten in [[Rama]]. Heimlich suchte er Jonatan auf und fragte ihn: "Was habe ich nur falsch gemacht? Was habe ich verbrochen gegen deinen Vater? Warum will er mich umbringen?"
  
<sup>2</sup>"Wie kommst du darauf?", versuchte Jonatan seinen Freund zu beruhigen. "Niemand will dich töten! Du weisst genau, dass mein Vater nichts unternimmt, ohne es vorher mit mir zu besprechen, sei es wichtig oder unwichtig. Warum sollte er mir ausgerechnet seine Mordabsichten verheimlichen? Nein, David, das siehst du falsch."
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<sup>2</sup>"Wie kommst du darauf?", versuchte [[Jonatan]] seinen Freund zu beruhigen. "Niemand will dich töten! Du weisst genau, dass mein Vater nichts unternimmt, ohne es vorher mit mir zu besprechen, sei es wichtig oder unwichtig. Warum sollte er mir ausgerechnet seine Mordabsichten verheimlichen? Nein, David, das siehst du falsch."
  
 
<sup>3</sup>Doch David widersprach: "Natürlich weisst du nichts davon, denn dein Vater hat längst gemerkt, dass du mein Freund bist. Darum will er dich nicht damit belasten. Doch ich sage dir: So gewiss der Herr lebt und so gewiss du selbst lebst: Mein Leben hängt an einem seidenen Faden!"
 
<sup>3</sup>Doch David widersprach: "Natürlich weisst du nichts davon, denn dein Vater hat längst gemerkt, dass du mein Freund bist. Darum will er dich nicht damit belasten. Doch ich sage dir: So gewiss der Herr lebt und so gewiss du selbst lebst: Mein Leben hängt an einem seidenen Faden!"
  
<sup>4</sup>Jonatan erklärte: "Ich will alles für dich tun." <sup>5</sup>Darauf sagte David: "Morgen beginnt doch das Neumondfest. Da sollte ich eigentlich als Gast beim königlichen Festmahl erscheinen. Doch ich komme wohl besser nicht, sondern verstecke mich bis übermorgen Abend irgendwo in der Nähe. <sup>6</sup>Wenn dein Vater nach mir fragt, dann sag ihm: 'David hat mich dringend gebeten, ihn für kurze zeit in seine Heimatstadt Bethlehem gehen zu lassen, weil seine Familie das jährliche Opferfest feiern will.' <sup>7</sup>Ist dein Vater einverstanden, dann weiss ich, dass mir keine Gefahr droht. Wird er aber zornig, so bedeutet es, dass er Böses im Schilde führt. <sup>8</sup>Bitte tu mir diesen Gefallen! Denk an den Freundschaftsbund, den du mit mir vor dem Herrn geschlossen hast. Doch wenn ich wirklich etwas verbrochen habe, so töte du mich, nur liefere mich nicht deinem Vater aus."
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<sup>4</sup>Jonatan erklärte: "Ich will alles für dich tun." <sup>5</sup>Darauf sagte David: "Morgen beginnt doch das Neumondfest. Da sollte ich eigentlich als Gast beim königlichen Festmahl erscheinen. Doch ich komme wohl besser nicht, sondern verstecke mich bis übermorgen Abend irgendwo in der Nähe. <sup>6</sup>Wenn dein Vater nach mir fragt, dann sag ihm: 'David hat mich dringend gebeten, ihn für kurze Zeit in seine Heimatstadt [[Bethlehem]] gehen zu lassen, weil seine Familie das jährliche Opferfest feiern will.' <sup>7</sup>Ist dein Vater einverstanden, dann weiss ich, dass mir keine Gefahr droht. Wird er aber zornig, so bedeutet es, dass er Böses im Schilde führt. <sup>8</sup>Bitte tu mir diesen Gefallen! Denk an den Freundschaftsbund, den du mit mir vor dem Herrn geschlossen hast. Doch wenn ich wirklich etwas verbrochen habe, so töte du mich, nur liefere mich nicht deinem Vater aus."
  
 
<sup>9</sup>Jonatan wehrte ab: "So etwas werde ich nie tun! Sobald ich merke, dass mein Vater deine Ermordung beschlossen hat, werde ich es dir sagen." <sup>10</sup>David fragte: "Aber wie erfahre ich, ob dein Vater zornig geworden ist oder nicht?"
 
<sup>9</sup>Jonatan wehrte ab: "So etwas werde ich nie tun! Sobald ich merke, dass mein Vater deine Ermordung beschlossen hat, werde ich es dir sagen." <sup>10</sup>David fragte: "Aber wie erfahre ich, ob dein Vater zornig geworden ist oder nicht?"
  
<sup>11</sup>Jonatan schlug vor: "Komm, wir gehen zusammen hinaus auf das Feld!" Als sie draussen waren, <sup>12</sup>fuhr er fort: "Ich verspreche dir vor dem Herrn, dem Gott Israels, bis übermorgen um diese Zeit herauszufinden, wie mein Vater über dich denkt. Wenn er dir freundlich gesinnt ist und ich vergesse, es dir zu melden, <sup>13</sup>dann soll der Herr mich schwer und lange dafür bestrafen. Wenn ich aber merke, dass mein Vater dich töten will, so will ich dir auch das mitteilen und dich nicht zurückhalten, damit du dich in Sicherheit bringen kannst. Möge der Herr dir helfen, wie er früher meinem Vater geholfen hat! <sup>14</sup>Doch ich habe auch eine Bitte an dich: Sei mein Leben lang so gütig zu mir, wie der Herr es dir gegenüber ist! Bring mich nicht um, wenn du einmal König bist! <sup>15</sup>Mehr noch: Verschone auch meine Nachkommen, und entzieh ihnen niemals deine Gunst, selbst dann nicht, wenn der Herr alle deine Feinde restlos beseitigt hat."
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<sup>11</sup>Jonatan schlug vor: "Komm, wir gehen zusammen hinaus auf das Feld!" Als sie draussen waren, <sup>12</sup>fuhr er fort: "Ich verspreche dir vor dem Herrn, dem Gott [[Israel]]s, bis übermorgen um diese Zeit herauszufinden, wie mein Vater über dich denkt. Wenn er dir freundlich gesinnt ist und ich vergesse, es dir zu melden, <sup>13</sup>dann soll der Herr mich schwer und lange dafür bestrafen. Wenn ich aber merke, dass mein Vater dich töten will, so will ich dir auch das mitteilen und dich nicht zurückhalten, damit du dich in Sicherheit bringen kannst. Möge der Herr dir helfen, wie er früher meinem Vater geholfen hat! <sup>14</sup>Doch ich habe auch eine Bitte an dich: Sei mein Leben lang so gütig zu mir, wie der Herr es dir gegenüber ist! Bring mich nicht um, wenn du einmal König bist! <sup>15</sup>Mehr noch: Verschone auch meine Nachkommen, und entzieh ihnen niemals deine Gunst, selbst dann nicht, wenn der Herr alle deine Feinde restlos beseitigt hat."
  
 
<sup>16</sup>So schloss Jonatan mit David einen Bund für die Zeit, wenn der Herr sich an Davids Feinden rächen würde. <sup>17</sup>Er bat David: "Schwör mir, dass du dich so sicher daran halten wirst, wie du mich heute als deinen Freund liebst." Jonatan liebte David nämlich wie sein eigenes Leben.
 
<sup>16</sup>So schloss Jonatan mit David einen Bund für die Zeit, wenn der Herr sich an Davids Feinden rächen würde. <sup>17</sup>Er bat David: "Schwör mir, dass du dich so sicher daran halten wirst, wie du mich heute als deinen Freund liebst." Jonatan liebte David nämlich wie sein eigenes Leben.
  
<sup>18</sup>Dann erklärte Jonatan seinen Plan: "Morgen ist das Neumondfest. Natürlich wird man dich vermissen, wenn dein Platz leer bleibt. <sup>19</sup>Geh deshalb am Tag nach dem Fest hinunter auf das Feld, wo du dich schon einmal versteckt hast. Setz dich dort hinter den grossen Stein, den man Asel nennt. <sup>20</sup>Ich werde dann wie zufällig herauskommen und drei Pfeile in deine Richtung schiessen, als wollte ich ein bestimmtes Ziel treffen. <sup>21</sup>Wie gewohnt werde ich dann meinen Diener losschicken, um die Pfeile wieder zusammenzusuchen. Und nun pass auf! Sage ich zu dem Jungen: 'Die Pfeile liegen nicht weit weg von mir, bring sie her!', dann kannst du ruhig aus deinem Versteck hervorkommen. Du weisst dann, dass du nichts zu befürchten hast, so wahr der Herr lebt. <sup>22</sup>Sage ich meinem Diener aber: 'Die Pfeile liegen weiter weg', dann heisst das, dass du sofort fliehen musst, ja, dass der Herr selbst dich von hier wegschickt. <sup>23</sup>Was wir jedoch heute ausgemacht haben, das soll für immer gelten. Der Herr selbst ist Zeuge unseres gegenseitigen Versprechens."
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<sup>18</sup>Dann erklärte Jonatan seinen Plan: "Morgen ist das Neumondfest. Natürlich wird man dich vermissen, wenn dein Platz leer bleibt. <sup>19</sup>Geh deshalb am Tag nach dem Fest hinunter auf das Feld, wo du dich schon einmal versteckt hast. Setz dich dort hinter den grossen Stein, den man [[Asel]] nennt. <sup>20</sup>Ich werde dann wie zufällig herauskommen und drei Pfeile in deine Richtung schiessen, als wollte ich ein bestimmtes Ziel treffen. <sup>21</sup>Wie gewohnt werde ich dann meinen Diener losschicken, um die Pfeile wieder zusammenzusuchen. Und nun pass auf! Sage ich zu dem Jungen: 'Die Pfeile liegen nicht weit weg von mir, bring sie her!', dann kannst du ruhig aus deinem Versteck hervorkommen. Du weisst dann, dass du nichts zu befürchten hast, so wahr der Herr lebt. <sup>22</sup>Sage ich meinem Diener aber: 'Die Pfeile liegen weiter weg', dann heisst das, dass du sofort fliehen musst, ja, dass der Herr selbst dich von hier wegschickt. <sup>23</sup>Was wir jedoch heute ausgemacht haben, das soll für immer gelten. Der Herr selbst ist Zeuge unseres gegenseitigen Versprechens."
  
== David muss endgültig fliehen ==
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=== David muss endgültig fliehen ===
<sup>24</sup>Wie verabredet versteckte David sich auf dem Feld. Am Tag des Neumondfestes setzte sich der König zum Festmahl an den Tisch. <sup>25</sup>Er sass wie gewohnt an seinem Platz an der Wand neben Abner und gegenüber von Jonatan. Davids Platz aber blieb leer.
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<sup>24</sup>Wie verabredet versteckte David sich auf dem Feld. Am Tag des Neumondfestes setzte sich der König zum Festmahl an den Tisch. <sup>25</sup>Er sass wie gewohnt an seinem Platz an der Wand neben [[Abner]] und gegenüber von Jonatan. Davids Platz aber blieb leer.
  
<sup>26</sup>Saul sagte an diesem Tag nichts dazu, denn er dachte: "David kann sicher aus irgendeinem Grund den Reinheitsvorschriften nicht genügen."
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<sup>26</sup>[[Saul]] sagte an diesem Tag nichts dazu, denn er dachte: "David kann sicher aus irgendeinem Grund den Reinheitsvorschriften nicht genügen."
  
 
<sup>27</sup>Doch als Davids Platz auch am zweiten Feiertag leer blieb, fragte Saul seinen Sohn: "Weisst du, warum dieser Sohn [[Isai]]s weder gestern noch heute zum Essen gekommen ist?" <sup>28/29</sup>Jonatan erwiderte: "Er hat mich dringend gebeten, ihn zu entschuldigen, damit er nach Bethlehem gehen kann. Er sagte mir: 'Wir feiern zu Hause das jährliche Opferfest unserer Familie. Mein ältester Bruder wollte mich unbedingt dabeihaben. Willst du mir einen Gefallen tun, dann befreie mich von meinen Verpflichtungen, damit ich meine Verwandten besuchen kann.' Ich habe es ihm erlaubt, und darum war er gestern und heute nicht hier."
 
<sup>27</sup>Doch als Davids Platz auch am zweiten Feiertag leer blieb, fragte Saul seinen Sohn: "Weisst du, warum dieser Sohn [[Isai]]s weder gestern noch heute zum Essen gekommen ist?" <sup>28/29</sup>Jonatan erwiderte: "Er hat mich dringend gebeten, ihn zu entschuldigen, damit er nach Bethlehem gehen kann. Er sagte mir: 'Wir feiern zu Hause das jährliche Opferfest unserer Familie. Mein ältester Bruder wollte mich unbedingt dabeihaben. Willst du mir einen Gefallen tun, dann befreie mich von meinen Verpflichtungen, damit ich meine Verwandten besuchen kann.' Ich habe es ihm erlaubt, und darum war er gestern und heute nicht hier."
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<sup>32</sup>"Was hat er eigentlich getan?", fragte Jonatan. "Warum soll er hingerichtet werden?" <sup>33</sup>Als Antwort schleuderte Saul wütend seinen Speer nach seinem Sohn, um ihn damit zu durchbohren. Da merkte Jonatan, dass Saul fest entschlossen war, David zu töten. <sup>34</sup>Voller Zorn stand er vom Tisch auf und ass an diesem Tag keinen Bissen mehr. Er war tief getroffen, weil sein Vater seinen Freund David so beschimpft hatte.
 
<sup>32</sup>"Was hat er eigentlich getan?", fragte Jonatan. "Warum soll er hingerichtet werden?" <sup>33</sup>Als Antwort schleuderte Saul wütend seinen Speer nach seinem Sohn, um ihn damit zu durchbohren. Da merkte Jonatan, dass Saul fest entschlossen war, David zu töten. <sup>34</sup>Voller Zorn stand er vom Tisch auf und ass an diesem Tag keinen Bissen mehr. Er war tief getroffen, weil sein Vater seinen Freund David so beschimpft hatte.
  
<sup>35</sup>Am nächsten Morgen ging Jonatan wie verabredet auf das Feld hinaus. Ein junger Sklave Begleitete ihn. <sup>36</sup>"Lauf schon mal los!", befahl Jonatan. "Du sollst die Pfeile Suchen, die ich gleich abschiesse." Der Junge rannte los, und Jonatan schoss seinen ersten Pfeil weit über ihn hinaus. <sup>37/38</sup>Als der Junge dort ankam, wo er den Pfeil zu finden meinte, rief Jonatan: "Lauf nur, der Pfeil muss noch weiter geflogen sein. Los, beeil dich!" Schliesslich fand der Sklave den Pfeil und brachte ihn seinem Herrn zurück. <sup>39</sup>Natürlich verstand er nicht, was sein Herr mit diesen Worten beabsichtigt hatte, denn nur David und Jonatan wussten Bescheid.
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<sup>35</sup>Am nächsten Morgen ging Jonatan wie verabredet auf das Feld hinaus. Ein junger Sklave begleitete ihn. <sup>36</sup>"Lauf schon mal los!", befahl Jonatan. "Du sollst die Pfeile Suchen, die ich gleich abschiesse." Der Junge rannte los, und Jonatan schoss seinen ersten Pfeil weit über ihn hinaus. <sup>37/38</sup>Als der Junge dort ankam, wo er den Pfeil zu finden meinte, rief Jonatan: "Lauf nur, der Pfeil muss noch weiter geflogen sein. Los, beeil dich!" Schliesslich fand der Sklave den Pfeil und brachte ihn seinem Herrn zurück. <sup>39</sup>Natürlich verstand er nicht, was sein Herr mit diesen Worten beabsichtigt hatte, denn nur David und Jonatan wussten Bescheid.
  
<sup>40</sup>Jonatan übergab seinem Diener Bogen und Pfeile und schickte ihn damit in die Stadt zurück. <sup>41</sup>Sobald der Junge verschwunden war, kam David aus seinem Versteck am südlichen Ende des Feldes hervor. Er warf sich vor Jonatan zu Boden und verbeugte sich dreimal. Sie küssten sich zum Abschied, und beiden kamen die Tränen. Noch während David heftig Weinte, <sup>42</sup>sagte Jonatan: "Geh in Frieden, David! Vergiss nie, was wir einander im Namen des Herrn geschworen haben. Es soll für immer gelten, auch für deine und meine Nachkommen. Der Herr selbst ist unser Zeuge."
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<sup>40</sup>Jonatan übergab seinem Diener Bogen und Pfeile und schickte ihn damit in die Stadt zurück. <sup>41</sup>Sobald der Junge verschwunden war, kam David aus seinem Versteck am südlichen Ende des Feldes hervor. Er warf sich vor Jonatan zu Boden und verbeugte sich dreimal. Sie küssten sich zum Abschied, und beiden kamen die Tränen. Noch während David heftig weinte, <sup>42</sup>sagte Jonatan: "Geh in Frieden, David! Vergiss nie, was wir einander im Namen des Herrn geschworen haben. Es soll für immer gelten, auch für deine und meine Nachkommen. Der Herr selbst ist unser Zeuge."
  
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Aktuelle Version vom 9. Juli 2022, 08:05 Uhr

Bibeltext

David und Jonatan schwören einander Treue

1Nun floh David aus der Siedlung der Propheten in Rama. Heimlich suchte er Jonatan auf und fragte ihn: "Was habe ich nur falsch gemacht? Was habe ich verbrochen gegen deinen Vater? Warum will er mich umbringen?"

2"Wie kommst du darauf?", versuchte Jonatan seinen Freund zu beruhigen. "Niemand will dich töten! Du weisst genau, dass mein Vater nichts unternimmt, ohne es vorher mit mir zu besprechen, sei es wichtig oder unwichtig. Warum sollte er mir ausgerechnet seine Mordabsichten verheimlichen? Nein, David, das siehst du falsch."

3Doch David widersprach: "Natürlich weisst du nichts davon, denn dein Vater hat längst gemerkt, dass du mein Freund bist. Darum will er dich nicht damit belasten. Doch ich sage dir: So gewiss der Herr lebt und so gewiss du selbst lebst: Mein Leben hängt an einem seidenen Faden!"

4Jonatan erklärte: "Ich will alles für dich tun." 5Darauf sagte David: "Morgen beginnt doch das Neumondfest. Da sollte ich eigentlich als Gast beim königlichen Festmahl erscheinen. Doch ich komme wohl besser nicht, sondern verstecke mich bis übermorgen Abend irgendwo in der Nähe. 6Wenn dein Vater nach mir fragt, dann sag ihm: 'David hat mich dringend gebeten, ihn für kurze Zeit in seine Heimatstadt Bethlehem gehen zu lassen, weil seine Familie das jährliche Opferfest feiern will.' 7Ist dein Vater einverstanden, dann weiss ich, dass mir keine Gefahr droht. Wird er aber zornig, so bedeutet es, dass er Böses im Schilde führt. 8Bitte tu mir diesen Gefallen! Denk an den Freundschaftsbund, den du mit mir vor dem Herrn geschlossen hast. Doch wenn ich wirklich etwas verbrochen habe, so töte du mich, nur liefere mich nicht deinem Vater aus."

9Jonatan wehrte ab: "So etwas werde ich nie tun! Sobald ich merke, dass mein Vater deine Ermordung beschlossen hat, werde ich es dir sagen." 10David fragte: "Aber wie erfahre ich, ob dein Vater zornig geworden ist oder nicht?"

11Jonatan schlug vor: "Komm, wir gehen zusammen hinaus auf das Feld!" Als sie draussen waren, 12fuhr er fort: "Ich verspreche dir vor dem Herrn, dem Gott Israels, bis übermorgen um diese Zeit herauszufinden, wie mein Vater über dich denkt. Wenn er dir freundlich gesinnt ist und ich vergesse, es dir zu melden, 13dann soll der Herr mich schwer und lange dafür bestrafen. Wenn ich aber merke, dass mein Vater dich töten will, so will ich dir auch das mitteilen und dich nicht zurückhalten, damit du dich in Sicherheit bringen kannst. Möge der Herr dir helfen, wie er früher meinem Vater geholfen hat! 14Doch ich habe auch eine Bitte an dich: Sei mein Leben lang so gütig zu mir, wie der Herr es dir gegenüber ist! Bring mich nicht um, wenn du einmal König bist! 15Mehr noch: Verschone auch meine Nachkommen, und entzieh ihnen niemals deine Gunst, selbst dann nicht, wenn der Herr alle deine Feinde restlos beseitigt hat."

16So schloss Jonatan mit David einen Bund für die Zeit, wenn der Herr sich an Davids Feinden rächen würde. 17Er bat David: "Schwör mir, dass du dich so sicher daran halten wirst, wie du mich heute als deinen Freund liebst." Jonatan liebte David nämlich wie sein eigenes Leben.

18Dann erklärte Jonatan seinen Plan: "Morgen ist das Neumondfest. Natürlich wird man dich vermissen, wenn dein Platz leer bleibt. 19Geh deshalb am Tag nach dem Fest hinunter auf das Feld, wo du dich schon einmal versteckt hast. Setz dich dort hinter den grossen Stein, den man Asel nennt. 20Ich werde dann wie zufällig herauskommen und drei Pfeile in deine Richtung schiessen, als wollte ich ein bestimmtes Ziel treffen. 21Wie gewohnt werde ich dann meinen Diener losschicken, um die Pfeile wieder zusammenzusuchen. Und nun pass auf! Sage ich zu dem Jungen: 'Die Pfeile liegen nicht weit weg von mir, bring sie her!', dann kannst du ruhig aus deinem Versteck hervorkommen. Du weisst dann, dass du nichts zu befürchten hast, so wahr der Herr lebt. 22Sage ich meinem Diener aber: 'Die Pfeile liegen weiter weg', dann heisst das, dass du sofort fliehen musst, ja, dass der Herr selbst dich von hier wegschickt. 23Was wir jedoch heute ausgemacht haben, das soll für immer gelten. Der Herr selbst ist Zeuge unseres gegenseitigen Versprechens."

David muss endgültig fliehen

24Wie verabredet versteckte David sich auf dem Feld. Am Tag des Neumondfestes setzte sich der König zum Festmahl an den Tisch. 25Er sass wie gewohnt an seinem Platz an der Wand neben Abner und gegenüber von Jonatan. Davids Platz aber blieb leer.

26Saul sagte an diesem Tag nichts dazu, denn er dachte: "David kann sicher aus irgendeinem Grund den Reinheitsvorschriften nicht genügen."

27Doch als Davids Platz auch am zweiten Feiertag leer blieb, fragte Saul seinen Sohn: "Weisst du, warum dieser Sohn Isais weder gestern noch heute zum Essen gekommen ist?" 28/29Jonatan erwiderte: "Er hat mich dringend gebeten, ihn zu entschuldigen, damit er nach Bethlehem gehen kann. Er sagte mir: 'Wir feiern zu Hause das jährliche Opferfest unserer Familie. Mein ältester Bruder wollte mich unbedingt dabeihaben. Willst du mir einen Gefallen tun, dann befreie mich von meinen Verpflichtungen, damit ich meine Verwandten besuchen kann.' Ich habe es ihm erlaubt, und darum war er gestern und heute nicht hier."

30Als Saul das hörte, packte ihn der Zorn, und er brüllte Jonatan an: "Du Hurensohn! Meinst du eigentlich, ich habe noch nicht gemerkt, dass du mit diesem Sohn Isais unter einer Decke steckst? Schämen solltest du dich! Und auch deine Mutter, die einen solchen Nichtsnutz zur Welt gebracht hat! 31Solange dieser Kerl noch lebt, bist du deines Lebens nicht sicher. Und Hoffnung auf den Königsthron brauchst du dir auch keine zu machen. Los, lass ihn sofort hierher bringen, denn er muss sterben!"

32"Was hat er eigentlich getan?", fragte Jonatan. "Warum soll er hingerichtet werden?" 33Als Antwort schleuderte Saul wütend seinen Speer nach seinem Sohn, um ihn damit zu durchbohren. Da merkte Jonatan, dass Saul fest entschlossen war, David zu töten. 34Voller Zorn stand er vom Tisch auf und ass an diesem Tag keinen Bissen mehr. Er war tief getroffen, weil sein Vater seinen Freund David so beschimpft hatte.

35Am nächsten Morgen ging Jonatan wie verabredet auf das Feld hinaus. Ein junger Sklave begleitete ihn. 36"Lauf schon mal los!", befahl Jonatan. "Du sollst die Pfeile Suchen, die ich gleich abschiesse." Der Junge rannte los, und Jonatan schoss seinen ersten Pfeil weit über ihn hinaus. 37/38Als der Junge dort ankam, wo er den Pfeil zu finden meinte, rief Jonatan: "Lauf nur, der Pfeil muss noch weiter geflogen sein. Los, beeil dich!" Schliesslich fand der Sklave den Pfeil und brachte ihn seinem Herrn zurück. 39Natürlich verstand er nicht, was sein Herr mit diesen Worten beabsichtigt hatte, denn nur David und Jonatan wussten Bescheid.

40Jonatan übergab seinem Diener Bogen und Pfeile und schickte ihn damit in die Stadt zurück. 41Sobald der Junge verschwunden war, kam David aus seinem Versteck am südlichen Ende des Feldes hervor. Er warf sich vor Jonatan zu Boden und verbeugte sich dreimal. Sie küssten sich zum Abschied, und beiden kamen die Tränen. Noch während David heftig weinte, 42sagte Jonatan: "Geh in Frieden, David! Vergiss nie, was wir einander im Namen des Herrn geschworen haben. Es soll für immer gelten, auch für deine und meine Nachkommen. Der Herr selbst ist unser Zeuge."

Persönliche Gedanken

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Siehe auch