Daniel 8

Aus BibelWiki
Zur Navigation springenZur Suche springen

Bibeltext

Daniels zweite Vision vom Schafbock und Ziegenbock

1Im 3. Regierungsjahr König Belsazars hatte ich, Daniel, eine zweite Vision: 2Dabei sah ich mich selbst in der königlichen Residenz Susa in der Provinz Elam. Ich stand am Ulai-Kanal, 3und als ich mich umschaute, entdeckte ich am Ufer einen Schafbock. Er hatte zwei lange Hörner; das eine war grösser als das andere, obwohl es erst später gewachsen war. 4Ich sah, wie der Schafbock mit seinen Hörnern nach Westen, Norden und Süden Stösse austeilte. Kein Tier konnte sich ihm widersetzen, und wenn er eines in seiner Gewalt hatte, konnte niemand mehr helfen. Er tat, was er wollte, und wurde immer mächtiger.

5Während ich noch darüber nachdachte, was dies zu bedeuten hatte, kam plötzlich ein Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde. Er lief so schnell, dass er kaum den Boden berührte. Zwischen den Augen hatte er ein auffällig starkes Horn. 6Als er bei dem Schafbock angelangt war, den ich am Kanal gesehen hatte, stürzte er sich mit voller Wucht auf ihn 7und traf ihn in seiner Flanke. Die zwei kämpften erbittert, bis der Ziegenbock seinem Feind beide Hörner abbrach. Der Schafbock hatte keine Kraft mehr, sich zu wehren, er wurde zu Boden geworfen und zertrampelt. Niemand kam ihm zu Hilfe.

8Jetzt wurde der Ziegenbock noch mächtiger. Doch als er überaus kräftig geworden war, brach das grosse Horn ab. An seiner Stelle kamen vier gewaltige Hörner zum Vorschein, die in alle vier Himmelsrichtungen wuchsen. 9Aus einem von ihnen brach noch ein weiteres Horn hervor. Zuerst war es sehr klein, aber dann wuchs es immer mehr nach Süden, nach Osten und in Richtung Israel. 10Ja, es erreichte sogar die Sterne am Himmel, warf einige von ihnen auf die Erde hinunter und zertrat sie. 11Selbst den Herrn des Himmels forderte es heraus, denn es verbot die regelmässigen Opfer, die ihm dargebracht wurden, und entweihte seinen Tempel. 12Es setzte ein ganzes Heer ein, das die täglichen Opfer mit Gewalt unterbinden sollte. So trat es die Wahrheit mit Füssen, und was immer es unternahm, gelang ihm.

13Dann hörte ich, wie ein Engel einen anderen fragte: "Wann wird man Gott wieder Opfer darbringen können? Soll sich das Horn weiter ungehindert gegen Gott auflehnen und schreckliche Verwüstung anrichten? Es fordert den Herrn des Himmels heraus[1] und hat sein Heiligtum zerstört. Wie lange soll das noch so bleiben?" 14Der andere Engel antwortete: "Erst nach 2300 Tagen[2] wird das Heiligtum wieder neu geweiht werden."

15Ich dachte noch über das Gesehene nach, als plötzlich jemand vor mir stand, der wie ein Mann aussah. 16Gleichzeitig hörte ich, wie eine Stimme vom Ulai-Kanal ihm zurief: "Gabriel, erkläre du ihm die Vision!" 17Der Engel trat ganz nahe an mich heran. Ich erschrak und fiel vor ihm zu Boden. Er aber sagte zu mir: "Du Mensch, hör genau zu: Dir wurde vor Augen geführt, was die kommenden Generationen erleben werden."

18Während er so zu mir sprach, lag ich wie betäubt am Boden mit dem Gesicht nach unten. Doch der Engel berührte mich und half mir wieder auf die Beine. 19Dann sagte er: "Ich will dir erklären was sich ereignet, wenn Gottes Zorn losbricht. Die Zeit dafür ist schon festgelegt. 20Der Schafbock mit den beiden Hörnern ist das Reich der Meder und Perser mit ihren Herrschern. 21Der zottige Ziegenbock ist das Reich der Griechen, und das grosse Horn zwischen den Augen des Bocks der erste König dieses Reiches. 22Du hast gesehen, wie das Horn abbrach und an seiner Stelle vier andere nachwuchsen. Dies bedeutet, dass aus dem einen Königreich vier andere entstehen werden. Sie werden aber nicht so mächtig sein wie das erste. 23Am Ende ihrer Herrschaft wird die Gottlosigkeit überhand nehmen und das Mass der Schuld voll sein.

Dann kommt ein rücksichtsloser und hinterhältiger König 24und erlangt grosse Macht, wenn auch nicht aus eigener Kraft. Schreckliches Verderben richtet er an, und was er unternimmt, das hat Erfolg. Er schaltet mächtige Herrscher aus, sogar Gottes heiliges Volk stürzt er ins Verderben. 25Weil er so schlau und gerissen ist, gelingt es ihm, die Menschen zu täuschen. In seinem Grössenwahn bringt er viele ohne jede Warnung um. Selbst dem höchsten Herrn stellt er sich entgegen, doch schliesslich wird er ohne menschliches Zutun vernichtet.[3]

26Hör zu Daniel! Alles, was du über die 2300 Tage erfahren hast, wird eintreffen. Behalte die Vision genau im Gedächtnis! Denn es dauert noch lange, bis sie sich ganz erfüllt hat."

27Danach war ich völlig erschöpft und tagelang krank. Als es mir besser ging, nahm ich meinen Dienst beim König wieder auf. Doch ich war erschüttert über die Vision, und ich verstand sie nicht.

Fussnoten

  1. Wörtlich: Es zertritt das Heer (des Himmels).
  2. Wörtlich: 2300 Abend-Morgen. - Es ist möglich, dass diese Angabe sich auf die täglichen Opfer bezieht, die morgens und abends dargebracht wurden. Dann könnte man auch übersetzen: nach 1150 Tagen.
  3. Vergleiche mit Griechischer Geschichte

Persönliche Gedanken

Unter Diskussion kannst du deine persönlichen Gedanken zum Bibeltext rein schreiben oder die Gedanken der anderen Autoren lesen.

Siehe auch